Zum 1. Juli 2025 tritt in Paraguay eine turnusmäßige Anpassung des gesetzlichen Mindestlohns in Kraft. Die Entscheidung folgt dem regulären Verfahren, das von der Comisión Nacional de Salario Mínimo (Conasam
) jährlich im Juni auf Grundlage der Inflationsrate empfohlen und anschließend durch Präsidialdekret umgesetzt wird.
Neuer Mindestlohn für das Jahr 2025
Gemäß Dekret Nr. 4122/2025 beträgt der neue Mindestlohn ab dem 1. Juli:
- 2.899.048 Guaraníes pro Monat
- 111.502 Guaraníes pro Arbeitstag
Die Erhöhung beläuft sich auf 3,6 %, was exakt dem offiziell festgestellten Verbraucherpreisindex (IPC) im Zeitraum Mai 2024 bis Mai 2025 entspricht – veröffentlicht durch den Banco Central del Paraguay (BCP
).
Diese moderate Anhebung ist Ausdruck eines gesetzlich verankerten, inflationsgebundenen Lohnmechanismus, der gemäß Artikel 255 des paraguayischen Arbeitsgesetzbuches jährlich aktualisiert werden muss.
Hintergrund: Löhne, Preise und Sozialstruktur
Die Mindestlohnerhöhung betrifft direkt eine geschätzte Gruppe von rund 269.000 formell angestellten Personen, was etwa 15,9 % der registrierten Erwerbsbevölkerung entspricht. Laut aktuellen Arbeitsmarktdaten bewegen sich zudem über 40 % der Löhne im Bereich des Mindestlohns oder leicht darüber.
Ein signifikanter Anteil der Bevölkerung ist zudem informell beschäftigt und fällt damit nicht unter das gesetzliche Lohnschutzsystem. Dennoch dient der Mindestlohn als allgemeiner Orientierungswert für zahlreiche Vertrags- und Kostenregelungen im öffentlichen wie privaten Sektor.
Was mit dem Mindestlohn mitsteigt
Die Anpassung des Mindestlohns wirkt sich automatisch auf eine Vielzahl von Gebühren, Beiträgen und Standardsummen aus:
- Sozialversicherung (IPS): Die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge werden auf Basis des neuen Bruttobetrags berechnet.
- 13. Gehalt (Aguinaldo): Gesetzlich verpflichtend, basiert auf dem letzten Monatsgehalt.
- Garantiesummen bei Banken: Die staatliche Einlagensicherung entspricht 75 Mindestlöhnen und erhöht sich somit auf rund Gs. 217 Millionen.
- Behördliche Gebühren und Nachweispflichten: Etwa im Bereich Migration oder Justizwesen, sofern diese auf Lohnmultiplikatoren beruhen.
Solche Anpassungen erfolgen jährlich automatisch auf Grundlage des jeweils gültigen Mindestlohns und sind Teil des zentralen Verwaltungssystems.
Berechnungsgrundlage: Preisentwicklung und gesetzlicher Rahmen
Der paraguayische Mindestlohn basiert auf dem sogenannten Índice de Precios al Consumidor (IPC) – dem Verbraucherpreisindex –, der monatlich vom BCP veröffentlicht wird. Dieser Index bildet die Preisentwicklung eines festgelegten Warenkorbs ab und dient als Messgröße für Inflation.
Der aktuelle Anstieg von 3,6 % gilt im regionalen Vergleich als moderat. Die Regierung orientierte sich bei der Anpassung strikt an der Entwicklung dieses Indexes und folgte der einstimmigen Empfehlung der Conasam.
Im Zuge der Diskussionen über eine gerechtere Anpassungsgrundlage wird derzeit geprüft, ob zukünftig ein differenzierter Warenkorb – etwa die sogenannte „canasta básica obrera“ – eingeführt wird, um stärker auf Alltagskosten von Erwerbstätigen einzugehen. Eine Umsetzung solcher Reformen wird frühestens ab 2026 erwartet.
Zusammensetzung des Arbeitsentgelts und Nettoauszahlung
Der gesetzliche Bruttomindestlohn von 2.899.048 Gs unterliegt verschiedenen gesetzlichen Abzügen und Zuschlägen:
- Arbeitnehmeranteil zur Sozialversicherung: 9 %
- Urlaubsanspruch: gestaffelt nach Betriebszugehörigkeit
- Jahresbonus (Aguinaldo): verpflichtend, entspricht einem Monatsgehalt
Nach Abzug des Sozialversicherungsbeitrags verbleibt ein Nettolohn von ca. 2.638.000 Gs, wobei zusätzliche freiwillige oder tarifliche Leistungen je nach Branche und Arbeitgeber variieren können.
Inflationsumfeld und wirtschaftlicher Ausblick
Die paraguayische Volkswirtschaft zeichnet sich 2025 durch eine stabile Inflationsrate im niedrigen einstelligen Bereich aus. Im regionalen Vergleich ist diese Entwicklung bemerkenswert, da viele Länder in Lateinamerika mit zweistelligen Teuerungsraten kämpfen. Ursachen für die moderate Entwicklung sind eine vergleichsweise konservative Geldpolitik, geringe Staatsverschuldung und eine wachstumsorientierte Binnenwirtschaft. Die Lohnanpassung 2025 reflektiert entsprechend eine kontinuierliche Preisentwicklung, ohne Überreaktion oder politischen Druck.
Zusammenfassung der wichtigsten Punkte
Kategorie | Wert ab 1. Juli 2025 |
Mindestlohn (Monat) | 2.899.048 Gs |
Mindestlohn (Tag) | 111.502 Gs |
Inflationsbasis (Mai 24 – Mai 25) | 3,6 % |
Betroffene Arbeitnehmer | Ca. 269.000 (15,9 %) |
Einlagensicherung (75 ML) | ~217.428.600 Gs |
Netto nach IPS-Abzug (9 %) | Ca. 2.638.133 Gs |
Fazit
Mit der neuen Lohnanpassung zeigt sich das bestehende System in Paraguay als verlässlich, formell geregelt und ökonomisch diszipliniert. Die Orientierung an realen Verbraucherpreisen stellt sicher, dass Löhne im Einklang mit der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung bleiben – ohne übermäßige Belastung für Arbeitgeber oder öffentliche Haushalte.
Gleichzeitig deutet die Diskussion um neue Berechnungsgrundlagen darauf hin, dass das System weiterentwickelt und differenziert wird, um mittel- bis langfristig noch präziser auf soziale Realitäten reagieren zu können.