Sparmeister und Abzocker – eine Geschichte aus Paraguay

Schöne Frau aus Paraguay in Nationalfarben

Auswanderung: Paradies Paraguay?

Rinder auf der Weide

Im Internet, besonders in Blogs von Pensionen oder Immobilienmaklern liest man viel Gutes über Paraguay. Es wird von über 300 Sonnentagen, blauem Himmel und dem Paradies auf Erden geschwärmt. Diese Blogs sind in erster Linie WERBUNG für ein Produkt!

Es sollte klar sein, daß solche Quellen die Realität so abbilden, wie es eine Waschmittelwerbung im TV machen würde; weiß waschen. Da werden die positiven Aspekte des Landes unrealistisch übertrieben und die negativen entweder geleugnet oder einfach verschwiegen.

Auswanderung: Albtraum Paraguay?

Geld und Gericht

An anderen Stellen des Internets, besonders in Foren oder Facebook Gruppen, liest man viel Schlechtes über Paraguay.

Es wird von Betrügern, von Überfällen und der fehlenden Rechtssicherheit gesprochen. Das Land und die Menschen werden teilweise übel beschimpft und alles sehr negativ dargestellt. Auch das hat einen guten Grund; die besonders negativen Poster sind in der Regel Menschen, die an Paraguay gescheitert sind!

Oft haben sie viele Tausend bis Zehntausende Euros an Lehrgeld bezahlt und sind jetzt sehr verbittert. Das ist verständlich, aber es stellt sich schon die Frage, wie es soweit kommen konnte.

Gehen wir der Sache nach, dann stoßen wir auf eine kleine Anzahl ähnlicher Muster und Fehler. In vielen Fällen kann man fast sagen, diese Geschädigten haben bekommen, wonach sie gesucht hatten. Das mag auf den ersten Blick sehr hart erscheinen, ist aber aus höherer Sicht durchaus eine Art von Gerechtigkeit. In diesem Artikel werden wir ein weit verbreitetes Beispiel konkret aufarbeiten, damit die Zusammenhänge klarer werden.

Hans Sparmeister wandert aus

In Deutschland fühlt sich Hans Sparmeister nicht mehr wohl. Es ist kalt, es ist nebelig, und die politische Situation mag er auch nicht mehr. Er ist Anfang 60 und hat kürzlich eine Immobilie geerbt. Dank der Boomphase der Wirtschaft konnte er seine Immobilie zu Höchstpreis verkauft.

Im Internet hat er sich in diversen Blogs schon informiert und sich für Paraguay in Südamerika als seine neue Heimat entschieden. Er fühlt sich jetzt bereits fast als Paraguay Kenner; dem Internet sei Dank! Natürlich ohne je einen Fuß ins Land gesetzt zu haben oder die Landessprache zu sprechen, versteht sich. Schlau wie er ist, hat er mit einem Deutschen, der schon länger in Paraguay lebt, Kontakt aufgenommen.

Dieser neue “Freund” heißt Egon, betreibt eine Pension, sowie Autovermietung, Einwanderungshilfe und machmal vermittelt er an gute Freunde auch Immobilien. Von Egon kannst du alles haben; er holt dich vom Flughafen ab, er vermittelt dir ein Hotel oder ein Häuschen, alles bequem und aus einer Hand. Von Kontakten oder gar Beratung durch andere rät er ab – das sind ja bloß alles Besserwisser, Neider und Miesmacher, meint er.

Ein persönlicher Diener namens Egon

Hans Sparmeister findet Egon super. Er weiß ja, was für ein toller und netter Mensch er selber ist und Egon hat das auch erkannt!! In Deutschland waren alle egoistisch und verschlossen, endlich gibt es jemanden, der sich freut, daß Hans jetzt nach Paraguay kommt. Egon beantwortet alle seine Fragen, fährt mit ihm einkaufen, zeigt ihm die besten Geschäfte vor Ort und übersetzt sogar für ihn. Und alles das GRATIS! Kann man sich das vorstellen? Egon hat fast täglich viele Stunden Zeit mit Hans zu plaudern. Gerne fährt er ihn im eigenen Auto durch die Stadt und zeigt ihm alles was er sehen muß. Nicht einmal Benzingeld will er annehmen! Egon ist ein ECHTER Freund. Sowas findet man heute nur noch selten.

Da können andere noch etwas lernen, denkt Hans. Der in Paraguay geborene Übersetzer verlangt satte 7 Euro die Stunde für seine Zeit. Das Geld kann Hans sich sparen! Egon macht das alles gratis für ihn! Ein anderer will für ein Beratungsgespräch von 2-3 Stunden sogar ganze 60 Euro haben. Egon plaudert mit ihm 3 Stunden am TAG und es kostet ihn keinen Cent. Egon hat schon Recht, sowas brauchen wir alles nicht.

Nach 2 Wochen erzählt ihm Egon dann von einem Bekannten, der plötzlich krank geworden ist und dringend nach Deutschland zurück muß. Sein Haus liegt etwas abseits, aber Egon ist gerne bereit, den Fahrservice zu übernehmen. Nicht einmal Benzingeld stellt er in Rechnung; für Hans macht Egon alles gratis. Hans Sparmeister ist darüber (wieder einmal) hoch erfreut. Im Geiste rechnet er immer fleißig mit, wieviele Hundert Euro er sich durch den selbstlosen Egon schon erspart hat. Wenn alle in Paraguay so sind wie Egon, dann will er hier für den Rest seines Lebens bleiben!

Natürlich will er sich das Objekt jetzt ansehen, gleich am nächsten Tag soll es losgehen meint Egon. Bei so einer Gelegenheit, da muß man schnell sein. Das ist auch ganz im Interesse von Hans, sieht er die Notlage von Egons Bekannten ja ebenfalls als gute Gelegenheit für sich selber, um daraus einen Vorteil für sich zu ziehen. Einmal vor Ort, ist Hans nur mehr beeindruckt. Alles schön und wunderbar, inmitten einer traumhaften Natur. Als ihm Egon dann unter vier Augen sagt, was das Objekt Wert sei, er es aber wegen der Notlage für weit weniger haben kann, schlägt Hans Sparmeister zu!

Jetzt muß alles schnell gehen; und zum Glück gibt es ja Egon. So eine einmalige Gelegenheit. Und kaum Nebenkosten! Kein Makler der von Hans seine 5% Provision möchte (und daher auch keiner der für Hans den Preis verhandelt, die Papier prüft und ihm den Ablauf fachkundig erklärt). Braucht er auch nicht – er hat ja Egon! Der erledigt alles für Hans; er vereinbart einen Notar Termin, begleitet Hans zur Bank und nimmt ihm jede Arbeit ab.

  • Als Hans seinen Bekannten von den Erlebnissen berichtet, bekommt er den Rat, doch die Verträge übersetzen zu lassen vor der Unterschrift. Das klingt für Hans auf den ersten Blick durchaus logisch. Bis er erfährt, daß ein staatlicher Übersetzer etwas kostet, und dieses Geld kann er sparen, da ja Egon das gratis für ihn erledigt (darin hat Egon ja schon Übung).
  • Ein anderer schlägt vor, sich wegen des Grundstücks noch etwas Zeit zu lassen und Vergleichsangebote in der Region einzuholen. Was für ein Dummkopf! Das habe ich ja schon längst über das Internet gemacht, denkt Hans. Außerdem muß man bei so einem Notverkauf schnell sein, sonst ist die gute Gelegenheit vertan.
  • Ein weiterer schlägt gar vor, sich von einer unabhängigen Partei beraten zu lassen. Auch das klingt für Hans auf den ersten Blick ganz vernünftig. Bis er erfährt, daß ein persönlicher Berater etwas kostet, diese 60 Euro spart er lieber. Kommt auf die lange Liste der kleinen Kosten die Hans niemals hatte, Egon sei Dank!

Das böse Erwachen

So liebe Leser, ahnt ihr das Ende der Geschichte schon? Nach Abschluß des Kaufvertrages stellt sich heraus, daß das gekaufte Grundstück direkt neben der besichtigten Villa liegt! Anstatt 5000m² mit Villa und Pool, hat Hans 5000m² Kuhweide gekauft! Und das für günstige Euro 150.000,-! Klarerweise bemerkt Hans diesen Betrug erst, nachdem das Geld geflossen ist. Dabei hat er noch Glück; er bekommt sogar einen sauberen Titel für seine 5000m² Sumpf-mit-Gras.

Jetzt will Hans den Rechtsweg beschreiten und stellt fest – der Verkäufer hat tatsächlich mittlerweile das Land verlassen, da gegen ihn bereits mehrere Strafverfahren wegen Betruges laufen. Das Geld ist weg und kommt auch nicht wieder. Egon als Vermittler ist ebenfalls nicht haftbar, da er ja niemals Geld bekommen hat (von Hans) und daher auch kein Makler oder sonstiger Experte sein kann. Er ist nur Gastwirt und hat einem Gast seine persönliche Meinung gesagt. Man wird sich doch noch irren dürfen, nicht wahr? Außerdem hat er eine neue Handynummer und ist für Hans nicht mehr erreichbar.

Hans Sparmeister ist jetzt wieder in Deutschland und verbringt viel Zeit in Internetforen, um die Menschen vor den Betrügern in Paraguay zu warnen.

Sei kein “Hans Sparmeister”

Nicht alle trifft es so schlimm wie Hans Sparmeister.

  • Manche zahlen etwa den ausgeschilderten Betrag im Elektrogeschäft oder der Farmacia, die Ihnen Egon gezeigt hat. Die anderen Kunden eben 20% weniger; die Differenz geht als “stille Provision” an Egon.
  • Andere stellen nach einiger Zeit fest, daß Sie für jeden Ziegel und jeden Sack Zement auf Ihrer Baustelle 50% über Marktpreis gezahlt haben. Egon will ja auch leben.
  • Wieder andere kaufen ein Haus während ihres Urlaubes in Paraguay. Dann erteilen sie Egon eine Vollmacht, damit er bis zu ihrer Rückkehr auch darauf aufpaßt. Dummerweise ohne Beratung und ohne Übersetzer, sodaß sie am Ende den lieben Egon nicht mehr aus ihrem (Ex)Haus herausbekommen und dieser es für sich selber nutzt.

Viele Urlauber und Auswanderer kommen nach Paraguay und erwarten, daß lokale Geschäftsleute sie gratis beraten und betreuen. Investmentberatung, Auswanderercoaching, Einkaufshilfe, Kontaktempfehlungen, Sprache…das alles darf nichts kosten. Man muß schon sehr naiv sein, um zu glauben, daß dies alles wirklich gratis ist!

Wenn kein fairer Preis vorher offen besprochen wurde, dann gehen Sie ruhig davon aus, daß Sie versteckt für diese Leistungen zahlen. Wie ist es denn in Deutschland oder sonstwo in der westlichen Welt? Ich habe einen guten Bekannten in den USA, der dort als Eheberater arbeitet. Sein Stundensatz beträgt U$ 148,-; die Wartezeit für einen Termin liegt zwischen 2 und 3 Wochen, so ausgebucht ist er. Warum? Weil eine Scheidung in den USA wirklich SEHR teuer sein kann.

Nun was hat das mit Paraguay zu tun, werden sich einige fragen. Eine Auswanderung in ein fremdes Land, am anderen Ende der Welt, kann ebenfalls SEHR teuer kommen. Einerseits das liebe Geld, in vielen Formen und Farben; aber auch Beziehungsprobleme oder unrealistische Vorstellungen über Land und Leute.

  • Wer meint, bereits viel bis alles zu wissen, nur weil er/sie im Internet gesurft hat, der irrt.
  • Wer meint, Geld sparen zu müssen, da er ja alles von Egon ganz selbstlos und gratis erklärt bekommt, ist naiv.
  • Wer meint, alles selber zu schaffen und keine Hilfe braucht oder will, der ist sehr mutig und ich wünsche ihm viel Glück!

Und hier schließt sich der Kreis. Wie eingangs erwähnt, drängt sich manchmal der Verdacht auf, die Geschädigten hätten durchaus bekommen, was sie gesucht haben. Was meinen Sie?

Wenn Sie es besser machen möchten, dann finden Sie Informationen zur persönlichen Beratung hier.
Wenn Sie Geld zinsbringend anlegen möchten, dann empfehle ich Ihnen vorher (!) unser Ebook “Investoren Ratgeber – Paraguay” zu lesen.

PS: Was hat das Bild mit diesem Artikel zu tun? Genausoviel wie die Versprechen von “Egon” mit der Realität; eher wenig – aber es wirkt!

5 Gedanken zu „Sparmeister und Abzocker – eine Geschichte aus Paraguay

  1. Vielen Dank für diesen Artikel. Das klingt alles sehr bekannt. Ich wurde am Wochenende von einem Bekannten angesprochen, der von einem Projekt in Paraguay erzählt hat. Er wurde betrogen, musste Insolvenz anmelden und jetzt hat er ein tolles Projekt in Paraguay, mit dem er wieder auf die Beine kommen will. Es sind 1000 Hektar Entwicklungsland, 10 Hektar für nur 70.000-80.000 Euro. Da sollen dann Schule, Apotheke, Klink in der Mitte des Projektgrundstückes als Zentrum gebaut werden, drum herum die Einwohner, selbstverständlich mit viel Öko und super Sozial…Es ist sogar schon eine geteerte Straße vorhanden! (sagte er). Dazu in bester Lage nur 2 Stunden von einer Deutschen Kolonie entfernt. Ich glaube wir werden uns da lieber dezent zurück halten. Vor allem, wenn man nicht einmal vor Ort ist.

    1. Danke für den Beitrag. Das kann man gerne als lehrreiches (und abschreckendes) Beispiel so stehenlassen. In solche Projekte kann man sich einkaufen, wenn diese wirklich und real bereits gebaut sind und auch bewohnt werden. Dann könnte soetwas durchaus interesssant sein. Oder man steigt ganz am Anfang ein und kauft im “Niergendwo” einen HA für ~2.000 Euro (nicht 8.000 wie im Beispiel) und bringt dann anstelle von Geld eben seine Arbeitskraft und den Willen etwas zu schaffen mit. Auch das kann man machen. Aber viel Geld für ein unentwickeltes Projekt sollte man eher nicht zahlen und sicher nicht ohne sich vor Ort die Lage wirklich gründlich angeschaut zu haben.

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