Wenn es bei einer Kooperative Probleme gibt…

Estatuto Social - grünes Heft der Kooperative Medalla

…kann das in Paraguay sogar hilfreich sein!

Intervention der INCOOP

Es war im Jahr 2017, als bei der Kooperative Medalla Milagrosa in Fernando de la Mora die Alarmglocken läuteten. Die interne Aufsichtsbehörde der Kooperativen (INCOOP) hatte so einige Unregelmäßigkeiten aufgedeckt und sich entschlossen, die Kooperative unter Zwangsverwaltung der INCOOP zu stellen.

Leitende Mitarbeiter wurde entlassen und auch ein neuer Geschäftsführer bestellt. Gründe dafür waren unter anderem sehr “freundschaftlich” vergebene Kredite und extrem hohe Ausgaben, welche zum Teil schwer bis gar nicht nachvollziehbar waren. So wurden zum Beispiel nicht weniger als U$ 2.900.000,- für ein Kundendienst EDV-System bezahlt, welches jedoch nie in Betrieb genommen wurde.

Die Kooperative Medalla Milagrosa mit (je nach Quelle) bis zu 300.000 Mitgliedern ist ja eine der großen Kooperativen des Landes. Wenn bei so einer großen Kooperative die INCOOP einschreitet, dann ist das Ergebnis durchaus interessant. Aus diesem Beispiel kann man nämlich Rückschlüsse auf die Zustände in (vielen) anderen Kooperativen treffen und erhält zusätzlich Einblick in die Arbeitsweise der INCOOP bei einer Krise.

Die Intervention der INCOOP dauerte von September 2017 bis 23. Dezember 2017.

Erfolge im Jahr 2018

Im Jahr 2018 konnte die Kooperative Medalla Ltda. nach Angabe der ABC Color (eine der größten Tageszeitungen in Paraguay) ihren Überschuß um 162% im Vergleich zum Vorjahr steigern. Die Maßnahmen der INCOOP waren also ein voller Erfolg. Was genau gemacht wurde, betrachten wir jetzt im Einzelnen.

  • Zahlreiche Serviceverträge wurden gekündigt. Die betroffenen Bereiche waren vor allem Bewachung und Sicherheit, Straßenschilder, Gartenarbeit, Poolbedarf, Kommunikation, Wartung von Computerausrüstung und Dachdecker. Wie es scheint, waren hier über viele Jahre Gelder geflossen, denen keine angemessene Leistung gegenüber stand.
  • Beim Einkauf von Betriebsmitteln sanken die Kosten um unglaubliche 50%.
  • Unnötige Ausgaben sanken von 11,5% auf weniger als 1%

Es drängt sich der Verdacht auf, eine Personengruppe hätte diese Kooperative systematisch ausgenommen. Und das über Jahre. Damit ist es jetzt einmal vorbei. Gehen wir der Frage nach, was mit diesen Personen passiert ist.

INCOOP greift durch

Mit Beschluss der Incoop Nr. 17249/18 wurden

  • der ehemalige Präsident Teófilo Núñez,
  • der Sekretär Eduardo Galeano und
  • der Schatzmeister Miguel Verdún

von ihren Ämtern entbunden, und sie dürfen für drei Jahre keine neuen annehmen. Parallel dazu läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Vertrauensbruch. Wer Paraguay kennt, der ahnt schon, daß dabei wohl eher wenig herauskommen wird und das erst in vielen Jahren. Trotzdem. Man hat ganz oben angesetzt und diese Leute entfernt, sowie deren Seilschaften gekündigt bzw. aufgelöst.

Es wurden zahlreiche Stellen neu besetzt – diesmal jedoch nach Qualifikation!

Obwohl die Zwangsverwaltung schon seit fast einem Jahr aufgehoben ist, bleibt die Kooperative weiter unter genauer Beobachtung. Etwa wird das Vermögen der Genossenschaft weiterhin überwacht, und die Zahlen werden laufend an den Leiter der Incoop, Hernán Jiménez, direkt übermittelt.

Gewinne im Jahr 2018

Durch alle diese Maßnahmen konnte die Kooperative Medalla im Jahr 2018 einen Gewinn von Gs. 14.900.000.000 (Eur ~2,3 Mio.) erwirtschaften.  Trotz dieser erfreulichen Entwicklung, bleibt die wirtschaftliche Lage der Kooperative “sensibel”.

Die Ratingagentur “Solventa” gibt der Medalla Ltda. ein Rating von py BBB- und hat dieses im April 2018 mit “Sensible” bewertet; es besteht also die Gefahr einer Korrektur nach unten.

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